Mitbe-Wohnung - Funiculus
Karl-Heinz kommt in die Küche geschlurft. „Guten Morgen“, begrüße ich ihn. „Moagn.“, grummelt er, schlurft weiter zum Kühlschrank und sucht darin ein für diese Uhrzeit angemessenes Nahrungsmittel. „Mhh, ich habe schon wieder etwas wirklich seltsames geträumt.“, murmelt er. Da schießen mir plötzlich Erinnerungen in den Kopf. „Dass riesige Zahnbürsten die Weltherrschaft an sich reißen wollen, was aber nur durch das Eingreifen sprechender Staubsauger mit Fachabitur vereitelt werden kann?“ Karl-Heinz, der an mir vorbei Richtung Kühlschrank gegangen ist, bleibt stehen und verharrt. Dann dreht er sch langsam zu mir um und schaut mich einige Sekunden an. „…Genau…das habe ich geträumt. Woher weißt du denn das?“ „Keine Ahnung.“, sage ich nachdenklich. „War irgendwie gerade so eine Eingebung.“ „Kannst du meine Gedanken lesen, he? HE?“, fragt Karl-Heinz sichtlich aufgeweckter. Er greift eine Banane vom Tisch und bedroht mich damit. „Das wäre mir neu.“, sage ich beruhigend. „Das wäre ohnehin nicht gut für meine geistige Gesundheit.“ „Klaust du mir auch meine Sachen? Ich suche meinen Brieföffner. Den mit der Ente am Griff. Ich kann ihn nicht finden.“ „Ich bekomme fast ausschließlich E-Mails. Ich habe nichts damit zu tun.“, Entgegne ich. „Elefantenehrenwort.“ Das zieht meist bei ihm. Er stellt fest, dass er eine Banane in der Hand hat, legt sie leicht angewidert weg (zu gesund), kneift sich kurz und geht, nachdem der erhoffte Effekt ausbleibt, wieder zum Kühlschrank. „Mh nagut. Ich behalte dich im Auge.“ In Wirklichkeit ist es umgekehrt. Er steht vor dem Kühlschrank und ich sitze am Küchentisch. So verharren wir eine Weile. Nichts passiert. Gar nichts. Ich höre die Uhr auf dem Regal vor sich hin ticken. tick tick tick tick tack… Es passiert immer noch nichts. Ich werde langsam etwas ungeduldig. Dann habe ich eine vage Idee. „Du?“, sage ich. „Kannst du mal eben ins Wohnzimmer gehen und schauen, ob meine Lieblingstasse dort steht? Ich kann sie hier nicht finden.“ Karl-Heinz verlässt die Küche. Ich beiße in mein Brötchen.