Ich sitze auf der Couch und starre an die Decke. Ich hab voll Bock auf meinen Flummi. Wo ist mein Flummi? Ich habe ihn lange nicht mehr hüpfen sehen. Vielleicht ist er an einem Ort, an dem ich lange nicht mehr nachgesehen habe. Oder auf dem Schrank. Eigentlich ist fast alles, was man nur ab und zu oder nie gebraucht, früher oder später auf dem Schrank. Ich gehe ins Schlafzimmer. Dort auf dem Kleiderschrank steht ein großer Karton. Ein Karton, dem seit einer gefühlten Ewigkeit keine Beachtung mehr geschenkt wurde. Wenn sich mein Flummi noch in diesem Universum befindet, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich darin befindet, recht hoch. Hoch genug um eine kleine körperliche Anstrengung zu wagen. Ich stelle mir einen Stuhl an den Schrank, steige hinauf und greife nach dem Karton. Mit einem Ruck ziehe ich daran. Er bewegt sich schneller als gedacht und stürzt mir entgegen.

Die Staubwolke legt sich. Ich befreie den offenen Karton aus meinem Gesicht, richte mich auf und beginne die herausgefallenen Dinge wieder zurück zu sortieren. Alte Taschenbücher, klappernde Plastikspielzeuge aus Kinderzeitschriften und etlicher Papierkram liegen auf mir und um mich herum. Da fällt mein Blick auf einen alten, leicht vergilbten Stapel raues Papier. Es ist eine Tageszeitung von vor fünf Jahren. Das Datum oben links zeigt den 9. November. Ich lese die Schlagzeile: „Noch eine Woche nach dem Vorfall sind die Anwohner der Stadt schockiert. Die schreckliche Tat in der Schulbibliothek des Klaus-Kinski-Gymnasiums ereignete sich am…“ „Was machst du da?“ Ich drehe mich zur Tür. Dort steht Karl-Heinz mit aufgerissenen Augen und stürzt mir entgegen. „Ich habe hier eine alte Zeitung gefunden“, sage ich. Karl-Heinz reißt mir die Zeitung aus der Hand. „Zeitungen sind doch langweilig. Komm, lass uns lieber was spielen“ Er zieht meinen Flummi aus der Tasche. „Aha. So so. Da ist er also“, sage ich, stehe verwirrt auf und gehe mit Karl-Heinz nach draußen. Was ist los mit ihm? Frische Luft ist jetzt sicher gut.