Memento Mori

Am in «Gedanke des Tages» von maik
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Als ich neulich mal wieder meine Küche aufsuchte, vermutlich um zu speisen, fiel mein Blick unvermittelt auf ein Glas, welches dort schon einige Zeit stehen mochte. Es war ein Glas, das einmal Tomatensauce enthalten hatte. Nun aber befand sich etwas anderes darin. Als ich nämlich das Glas geleert hatte, war vermutlich einen Rest Sauce im Glase verblieben, was sich mein Erzfeind natürlich sofort zunutze machte: Der Schimmel der Schrecknis! Wie viele Kämpfe hatte ich gegen meinen Widersacher ausgefochten! Wie oft war er mal wieder schneller als ich und kam mir mit dem Befallen meiner Nahrungsmittel zuvor! Eine gut ein Zentimeter hohe grün-gräuliche Pelzschicht hatte er sich bereits im Glas erarbeitet. Der Ekel packte mich. Wenige Sekunden stand ich erstarrt da, unfähig zu handeln.

Dann griff ich in blindem Eifer nach dem Glas, schraubte es auf, füllte es bis zum Rand mit heißem Wasser und kippte es in der Spüle aus, in der Hoffnung, der Schimmel würde im Abfluss verschwinden. HA! Wie töricht, denn er blieb. Da lag er über dem Abfluss gebeugt und schaute mich an und ich schaute ihn an mit verzerrtem Gesicht. So verharrten wir einige Sekunden.

Dann ergriff mich die Wut und obsiegte dem Ekel. Ich riss die Besteckschublade auf, kramte wild nach brauchbarem Werkzeug, packte den Pelz damit und warf ihn in den Mülleimer, zerrte den Müllsack aus dem Behältnis, rannte hinaus, warf den Sack in die große Tonne, zündete die Tonne an, rolle sie die Straße lang und stieß sie von der Brücke. Angespannt und schwer atmend beobachtete ich die Tonne beim versinken im Fluss. Ein letztes Blubbern gab sie von sich. Erschöpft und noch leicht zitternd setzte ich mich an den Straßenrand. Nach einiger Zeit ging ich im Sonnenuntergang nach Hause, den Ausdruck des Triumphes im Gesicht. Doch ich weiß: Er wird zurückkehren. Stärker als je zuvor.

Nach einigen Jahren harten Trainings in Studentenwohnungen habe ich hier ein paar Tipps zusammengesucht, die den Kampf nicht ganz aussichtslos gestalten:

  • Wenn ihr zweifelt, ob etwas noch genießbar ist oder nicht: Ist es nicht. Also esst es nicht.
  • Wenn sich der Müll eigenhändig aus dem Behälter erhebt und euch womöglich noch mit Menschenrechten kommt und was von Dunkelhaft redet, ist es spätestens dann an der Zeit, ihn wegzubringen.
  • Der süßliche Geruch vom fauligen sich zersetzenden organischen Material ist nicht ätherisch, auch wenn er den Rachenraum freilegt.
  • Kauft euch einen Dosenöffner. Irgendwann braucht ihr den.
  • Nahrungsmittel müssen nicht mehr atmen. Man kann sie also in den Kühlschrank tun. Dann halten sie sich weitaus länger. Sollten sie doch anfangen zu atmen, bitte ebenfalls wegwerfen.
  • Schimmel bildet sich am liebsten bei kühlen und feuchten Räumen. Bei Wohnungen ohne Lüftung muss man selbst regulieren. Dafür sind z.B. diese Fenster da.

In diesem Sinne viel Erfolg.