Krimi - Ausgabe 3
Imstett war aufgeregt, als wäre es sein erster Fall. „Nun ja. Es IST mein ers…“ Doch sein Können fußt glücklicherweise auf jahrelanger Erfahrung, sodass es ein zwar kniffliger, aber keineswegs ein unlösbarer Fall für ihn werden würde. Denn er war Kriminalhauptkommissar. Er war ein Visionär. Gut, bisher ein Televisionär, aber das sollte sich nun ändern. Mit stolz geschwellter Brust marschierte er auf die Straße um…wo wollte Imstett eigentlich hin? „Keine Ahnung ich dachte Sie sagen mir das.“ Das erste, was Imstett zu tun hatte, war zu begreifen, dass er selbst denken musste um etwas zu bewirken. „Gut, ich werde mein Schicksal selbst in die Hand nehmen.“ Na das nun nicht. Wir müssen ja auch vorankommen. Jedenfalls fiel Imstett plötzlich ein, dass er sich zunächst um eventuelle Spuren kümmern musste. Er brauchte einen Anhaltspunkt. So ging er zuerst zum… „Hafen“ Rechtsmediziner. „…natürlich.“
Da lag sie in dem gekachelten Raum unter den kalten Energiesparlampen auf dem sterilen Metalltisch. Ihre Haut schimmerte ganz weiß. Sie war bis auf das Gesicht mit einem Tuch bedeckt. Die hässliche Schnittwunde war ohne das ganze Blut nun sehr deutlich zu sehen. Wenn man sich die Wunde wegdachte und ohne das verlaufene Make-Up war die Frau wirklich schön. Sie hatte weiche Gesichtszüge, rötliche, schulterlange Haare und beinahe makellose Haut. In ihrem Gesicht war jedoch noch ein Ausdruck von Schmerz zu sehen. Imstett schaute auf. Ein Mann in grüner OP-Bekleidung kam ihm entgegen und stellte sich an die gegenüberliegende Tischseite.
„Tag. Sie sind spät. Die Frau ist bereits kalt.“ Imstett fühlte sich an die Worte seiner Mutter erinnert. Er findet den Leichenschnippler sofort so seltsam, wie man Leichenschnippler immer findet. „…und?“ „Sie ist tot.“, antwortete der Rechtsmediziner und verzog die Mundwinkel. Der Zynismus stand ihm ausgezeichnet. „Danke für den Hinweis.“, stieg Imstett ein. „Wie lange erst?“ „Die wurde hier so reingetragen. Die war vorher schon so. Ich hab nix damit zu tun.“, antwortete der Leichenbeschauer mit defensiver Geste. „Ich meinte wie lange, bis ich sie gefunden habe.“, versuchte es Imstett erneut. „Nicht so lang. Vielleicht zwei Stunden. Sie wurde sehr wahrscheinlich in der selben Nacht umgebracht.“„Konnten Sie die Mordwaffe herausfinden?“ „Es war irgendwas, das man wirklich nicht benutzen sollte um Dinge durchzutrennen. Die arme Frau hat’s komplett zerfetzt. Der Mord ist definitiv mit einem metallischen Gegenstand verübt worden, der nicht besonders scharf war. Spitz vielleicht. Achja, sie hatte eine Streichholzschachtel in ihrer Brieftasche. Die hätten Sie auch schon mal mitnehmen können. Sie lag direkt neben ihr.“ „Ja nun…ich…wollte keine Fingerabdrücke hinterlassen daher…na zeigen Sie mal.“ Imstett nahm die Brieftasche, öffnete sie und nahm die kleine Streichholzschachtel heraus. Das Logo einer Bar in der Nähe des Tatortes war darauf abgebildet und darunter der Name. Spoons Spelunke las Imstett darauf. Er wollte sofort dorthin gehen. Vielleicht sollte er sich aber vorher noch anhören, was der Leichenmann noch zu sagen hat. „Öh achja haben Sie denn noch was Interessantes gefunden?“ „Sie hat hier an der Wade ein kleines Tattoo.“ Der Rechtsmediziner zeigte Imstett einen kleinen, kunstvollen, geschwungenen Dolch auf der linken Wade der Frau. Der Griff bestand aus gewundenen Metallstreben, die einen Edelstein umfassten. "Da verstand jemand sein Tätowiererhandwerk.", sagte der Mann im grünen Gewand „Was bedeutet das?“, fragte Imstett ihn. Der schaute ihn an, schwieg kurz und sagte dann: „Dass jemand gut Tattoos macht. Ruhige Hand und so. Sie wissen schon, wenn…“ „Das Motiv meine ich. Was hat das zu bedeuten?“ Der Mediziner schaute nach oben, als würde er überlegen. Dann machte er eine Geste der Erkenntnis, hob den Finger und sagte: „Keine Ahnung.“ „Hätte ja sein können.“, sagte Imstett etwas bestürzt. „Das ist jetzt Ihr Job. Meiner ist der mit den Skalpellen.“, sagte der Rechtsmediziner mit unveränderter Miene, hob eines seiner Messer hoch und wedelte damit herum. „Gut, wenn Ihnen noch was Hilfreiches auffällt, rufen Sie mich an oder so.“, sagte Imstett. „Der Rest steht hier drin.“, sagte der Mediziner und hielt Imstett eine Akte hin. Dieser nahm sie entgegen und drehte sich um. Es war Zeit diesen kalten Ort zu verlassen. Beim Herausgehen fiel Imstetts Blick auf eine weitere Bare mit einem Körper darauf. Er war komplett bedeckt. „Nur so aus Neugier…was ist mit der hier.“ „Fiese Geschichte. Eine Frau hat ihren Lebenspartner erschlagen und von allen praktischen Küchenutensilien musste sie es ausgerechnet mit einem Fleischklopfer tun.“