Kettenschläger

Am in «Gedanke des Tages» von maik
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Warum rauchen eigentlich so viele Leute?

Die Frage kam mir beim letzten Strandbesuch (wejen die Hitze), als ich erstaunlichst viele Kippen im Sand liegen sah. Natürlich lässt sich die Frage nach dem Warum prinzipiell schnell beantworten. Es wurde in der Mitte des letzten Jahrhunderts per Propaganda recht großflächig darauf aufmerksam gemacht, dass das Rauchen ganz cool und sexy sei. Das schwingt noch erstaunlich lange nach. Es berauscht außerdem, schafft Geselligkeit, macht süchtig, usw.

Nur so ganz grundsätzlich halte ich das einfach für dumm, Rauch einzuatmen. Wenn man jetzt mal den Vorwurf, ich sei ein Spießer, kurz hier links zur Seite legt und mal eben darüber nachdenkt, ergibt es einfach keinen Sinn. Ich bediene mich gerne Analogien, um Dinge etwas distanziert zu betrachten und sie besser zu verstehen. Das mit dem Rauchen ist nämlich wie zweimal am Tag seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Es ist auf Dauer nicht wirklich gut für die Gesundheit, aber es belebt und stimuliert bestimmte Rezeptoren im Gehirn für kurze Zeit, bevor das emotionale und energetische Tief kommt und ist in Gesellschaft besser als allein. Schon vor Jahrhunderten schlugen die Ureinwohner Nordamerikas ihre Köpfe gegen Tempelpfeiler, um mit den Göttern Kontakt aufzunehmen. Heute steht es für Wohlstand und Macht. "Ha, ich kann mir Schmerzmittel und Helme leisten!" Die Leute gehen gemeinsam für eine Kopfschlagpause kurz vor die Tür und die Kollegen, die das nicht tun, sind die Außenseiter und verpassen Geselligkeit. Sie fühlen sich diskriminiert, nur weil sie keinen derart harten Schädel haben.

Weil auch irgendwann der Staat im Kopfgeschlage bedenkliche Gesundheitsrisiken sieht, aber nicht auf die Kopfschmerztablettensteuer verzichten will, gibt es einen Kompromiss, sodass auf Aspirinpackungen nun schockierende Bilder von erdummten Menschen mit Kopfverband und ein MRT von einem zerkloppten Gehirn zu sehen sind. "Kopf gegen die Wand schlagen fügt Ihnen und... nein, eigentlich nur Ihnen erheblichen Schaden zu." "Kopfschlagen verursacht 9 von 10 Kopfschmerzen." "Kopfschlagen kann ihr geborenes Kind in Erstaunen versetzen." Wenn statt Lucky Strike eine riesige Werbekampagne von Bayer fürs "Headbangen für die richtig Harten" oder so etwas in der Art veranstaltet worden wäre, um ihr Kopfschmerzmittelchen besser zu verkaufen, dann sähe der Alltag ein klein wenig lustiger aus, finde ich zumindest. Ich schlage meinen Kopf nicht gegen die Wand. Meine Gehirnzellen sind mir dafür einfach zu schade, ich fühle mich immer etwas benommen danach und habe Kopfschmerzen. Das ist bescheuert. Deshalb fange ich auch gar nicht erst an, denn wenn man einmal in den Genuss von einem leichten Wummern im Oberstübchen gekommen ist, ist es sehr schwer, davon wieder loszukommen. Man soll ja, heißte es, beim Verlangen seinen Schädel irgendwo gegenzudonnern, lieber ein Substitut konsumieren, z.B. sehr laut Musik hören, um sich das abzugewöhnen.

"Ach, ich wusste gar nicht, dass du auch deinen Kopf gegen die Wand schlägst." "Ja, das mach ich nur, wenn ich getrunken habe." "Klassischer Party-Kopfschläger."