Ich will aber
Anmerkung an das Lektorat: Hat jemand meinen Stift gesehen? Es ist so ein weißer mit Kappe und er schreibt schwarz. Der muss doch irgendwo...
In Berlin und München hat Amazon vor einiger Zeit einen neuen Dienst namens Amazon Prime Now eingeführt. Durch optimierte Logistik ist es möglich, bestellte Waren innerhalb von ein bis zwei Stunden geliefert zu bekommen. Man kann aus einem speziellen, aber sehr umfangreichen Warenangebot wählen und hat beinahe instantane Bedürfnisbefriedigung. Sogar Dinge wie ein Smartphone kann man sich bestellen und hat es zwei Stunden später in der Hand. Praktisch ist dies zum Beispiel, wenn man sich spontan dazu entschließt, am Nachmittag zu grillen. Es sieht aus, als halte sich das gute Wetter bis zum Abend und es ist warm genug. Nur ist man bis dahin beschäftigt und kann sich auch nicht um die Besorgungen kümmern. Durch Amazon kann man nun Grillgut, Getränke und sogar den Grill mitsamt Kohle bestellen und sich in den Park liefern lassen. Das Konzept der Instant-Party klingt durchaus verlockend.
Auf der anderen Seite wird's aber auch langsam albern. War ich früher erstaunt, dass etwas Bestelltes am nächsten Tag geliefert wird, ist dies aus heutiger Sicht bereits obsolet und beinahe geologisch langsam. Ich beschwere mich nicht über einen Tag Lieferzeit. So lange kann man schon auf die meisten Dinge warten. Bald ist es soweit. Erst kommen die Drohnen und dann irgendwann bekommt man Sachen, bevor man sie überhaupt will, muss aber dennoch dafür zahlen, sonst bekommt man zur Strafe tonnenweise Schmelzkäse geliefert. Ich seh's kommen.
Die andere Absurdität: Ich wohne 200 Meter von einem Supermarkt entfernt und halte es für logistischen Blödsinn, dass in irgendeinem Warenlager in Berlin mein Einkauf in ein Auto verladen wird, jemand durch die halbe Stadt, womöglich noch über irgendwelche Autobahnen, zu meiner Wohnung fährt und den Kram bei mir ablädt. Das ist ja schon Quatsch. Dachte ich zunächst. Ähnlich albern ist es allerdings auch, dass haufenweise Tomaten in eine Halle gekarrt werden und dort von vielen Mitarbeitern filigran in Regale eingeräumt werden, damit ich mich dorthin begeben und selbige wieder rausgrabbeln kann. Dies ist wahrscheinlich ähnlich viel Aufwand. Dafür allerdings hat Amazon ebendiese Auslage gerade nicht und kann durch größere Lieferradien die Bestellmengen besser abschätzen. So verderben weniger Tomaten. Traurig ist natürlich, dass die Amazonboten, noch eher als die regaleinräumenden Supermarktmitarbeiter, sich gerade nur als Übergangslösung bis zur automatisierten Roboteralternative zu sehen brauchen. Wie auch immer. Ich habe gerade Bock auf ein Bügelbrett. Wenn ich das jetzt bestelle, kann ich nachher schon Treppensurfen.