Die Rosen

Am in «Geschichten» von maik
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Nicht mehr lang, bald ist es soweit! Jacob sprang vor Freude und Euphorie, die nur so in ihm überquoll. Er rückte seinen Zylinder wieder zurecht und setzte, den Gehstock schwingend, den Gang durch die Londoner Innenstadt fort. Er war gekleidet, mit Gehrock und Gamaschen, wie es sich für einen vornehmen Herren gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehört, der zudem die Liebe seines Lebens zu sehen unterwegs ist. Er hatte Margaret ewig nicht mehr gesehen, da sie auf einer Reise in den Norden Englands gewesen war und dort einige Wochen verbracht hatte. Nun diese Zeit mag wahrlich keine Ewigkeit sein, aber Jacob kam sie vor wie Jahrhunderte. Er hatte sie erst vor wenigen Monaten kennen gelernt, sodass seine Liebe noch immer voll entflammte und zudem auch erwidert wurde. Sie müsste bald am Bahnhof eintreffen, dachte Jacob. Er hielt aber dennoch am Blumenstand, den er passierte, um sich einen Strauß Rosen für seine Margaret zu kaufen. Sie blühten blutrot. Er setzte seinen Weg fort. Einem Außenstehendem mag sein eigenartiges Verhalten vielleicht etwas seltsam vorkommen, wie er, den Kopf in den Himmel gerichtet, durch die Straßen schlenderte und froh herumhüpfte. Es herrschte aber ohnehin nicht mehr viel Betrieb, da es bereits dunkel geworden war. Dass er das Rasieren in seinem Eifer völlig vergessen hatte, fiel ihm erst jetzt auf, als er an einem Barbier vorbeikam. Eine Rasur! Das wäre die Krönung seines nahezu perfekt herausgemachten äußeren Erscheinungsbildes. Somit beschloss er, noch schnell die Treppe zum Barbierladen hinauf zu gehen, der sich im oberen Stock befand, bevor er seine Geliebte abholte. Während der die Stufen hinauf trat, schwirrte ihm das Antlitz Margarets unablässig im Kopfe herum. Nur noch wenige Minuten trennen mich von ihr, dachte er fast benommen. Er klopfte an die Tür und trat ein. Der Mann, der der Besitzer der Einrichtung sein musste, stand am Fenster, ihm den Rücken zugekehrt. „Guten Abend. Ich benötige eine perfekte Rasur.“, sagte Jacob freudestrahlend und legte die blutroten Rosen auf einem Tisch in der Ecke ab. Der Mann drehte sich um und reichte ihm die Hand. Da erkannte ihn Jacob. „Sie kenne ich doch. Sind sie nicht der beste Barbier der Stadt? Mister...T…“ „Todd. Genau. Sweeney Todd. Setzen sie sich.“